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HANSE

Toruń erhielt sein Stadtrecht 1233, was zum Zuzug großer Bevölkerungsgruppen beitrug. Es kamen Siedler aus Kujawien, Masowien, dem fernen Schlesien sowie aus deutschen Ländern. Das Kommen von Kaufmannsfamilien nach Toruń leitete die Entwicklung des Handels ein. Die Ankömmlinge, die oft aus Kaufmannsfamilien der Großstädte stammten, nahmen fast sofort den Handel mit ihren Heimatländern auf und initiierten so den Warenaustausch in unserer Stadt überhaupt, der sich in späteren Jahrhunderten in großem Umfang entwickelte. Kaufleute aus Toruń/Thorn betrieben einen lebhaften Warenaustausch zwischen dem Südosten und Nordwesten Europas. Toruń lag an der Kreuzung von Land- und Wasserwegen, an der Hauptstraße des mittelalterlichen polnischen Königreiches, die von Ungarn nach Norden bis zur Mündung der Weichsel und dann weiter nach Westen nach Flandern (heute Belgien, Niederlande und Frankreich) führte. Eine große Rolle spielte dabei auch die Weichsel, die Krakau eben über die Kopernikusstadt mit den Märkten Westeuropas verband.

Von Jahr zu Jahr erreichte der Expansionsdrang unserer Kaufleute immer neue Gebiete. Zum Ende des 13. Jh. reisten sie schon nach Kraków/Krakau, Lwów/Lemberg, Wladimir und Schlesien. Thorner Kaufleute strömten in Scharen in die polnischen Länder, wo sie importierte Waren feilboten – Salzheringe, getrockneten Kabeljau und andere Seefische sowie aus dem Süden importierte Weine, Olivenöl, Gewürze und Tuch. Sie brachten auch billigere Thorner Tuchwaren für einen breiteren Interessentenkreis mit. Sie verkauften auch Kupfer, Blei, Eisen, Pelze (meist ruthenischer Herkunft) und Wachs. Sie trugen zur Förderung des Ansehens der Stadt bei, indem sie auch Produkte der Thorner Handwerker – schön gegerbtes Leder und  Posamenten mitbrachten. Aus Krakau und Umgegend holten sie Silber, Kupfer und Blei, große Mengen an Holz und Waldprodukten aus dem Karpatenvorland, Eibenholz aus Kleinpolen, das die Engländer zur Herstellung von Bögen verwendeten.

Bedeutsam für die Entwicklung der Handelsmacht Thorns war die Tatsache, dass es als eine Stadt, die überseeischen Handel trieb,  bereits um 1280 einer Kaufleutevereinigung genannt Hanse oder später Bund der Hansestädte beigetreten ist. Mitglieder der Hanse waren neben Thorn auch andere Städte der Region: Chełmno/Kulm, Elbląg/Elbing, Gdańsk/Danzig, Królewiec/Königsberg und Braniewo/Braunsberg, aber auch deutsche, niederländische, pommersche, livländische und schwedische Städte. Die Politik der Hanse wurde schon recht früh an den sog. Tagfahrten (Hansetagen) der Hansestädte beschlossen.

Der Thorner Handel erreichte seine größte Intensität und Ausprägung im 14. Jh.. Der Reichtum der Kaufleute und ihr Beitrag zur Entwicklung der Stadt spiegelten sich unübersehbar in der prächtigen gotischen Stadtarchitektur wider. Dank des durch den Handel gesammelten Kapitals schmückten die reichsten Kaufleute unsere Stadt mit immer schöneren Bürgerhäusern und gewannen so gleichzeitig an Ansehen und Ruhm. Sie waren es, die den Patrizierstand ausmachten, der die Stadt verwaltete. Thorner Kaufleute waren damals in ganz Europa bekannt, angefangen bei Ruthenien, Ungarn, Schlesien und Kleinpolen bis hin nach Schweden, England und den Niederlanden einschließlich Flandern.

Katarzyna Pietrucka 

Bezirksmuseum in Toruń